Presse

DAS SCHREIBT DIE PRESSE ÜBER UNS



Eine Auszug des Artikels von Maria Diederichs, 15.05.20  

Sicherlich 40 Fahrräder stehen eng nebeneinander auf dem Gehweg vor dem Re-Cycler in der Herderstraße. Die Kunden warten geduldig. Selbstverständlich mit Mundschutz und gebührendem Abstand. Einer der Schrauber, wie sie liebevoll genannt werden, wechselt von Kunde zu Kunde, nimmt Aufträge an und erledigt kleinere Reparaturen direkt vor der Tür. “Das ist nur ein Drittel dessen, was bei uns im Lager und in der Werkstatt steht.” Peter Rewald, der Inhaber des Ladens, zeigt auf die aufgereihten Räder. “Das Geschäft brummt. Vor allem die Reparaturen. Aber auch das Neugeschäft ist super; fertige Räder: so gut wie ausverkauft.” Vor allem nach Kinderrädern sei die Nachfrage groß. Die Lieferanten klagen über leeren Lager.

“Natürlich, das war Corona-bedingt. Keine Schule, die Spielplätze geschlossen. Das einzige was blieb, war die tägliche Radtour mit dem Nachwuchs. Noch nie habe ich so viele Väter mit ihren Kindern auf dem Rad gesehen.” Auch bei Awsum auf der Ackerstraße zeigt man sich erfreut über die geschäftliche Entwicklung. Überraschung! Für eine Stadt wie Düsseldorf braucht man kein Auto. “Es ist so, als wenn es plötzlich ‘klick’ gemacht hätte. Die Leute entdeckten das Fahrrad. Gerade während des Lockdowns. Sie stellten fest, dass Radfahren Spaß macht; ein Gefühl von Freiheit vermittelt.” Anja Berger lächelt. “Kein Wunder, gähnende Leere in der Stadt, so gut wie kein Autoverkehr. Man wollte raus, sich sportlich betätigen. Da blieb nicht viel übrig.”

So hätten dann viele Kunden ihre “alten Möhren” aus dem Keller geholt und mit ihnen, verstaubt und ungepflegt wie sie waren, die nächste Reparaturwerkstatt angesteuert. “Das gab dann manchmal enttäuschte Gesichter, wenn wir einen Preis aufriefen oder gar ablehnten. Aber ein Fahrrad für 200 Euro aus dem Supermarkt ist und bleibt ein Wegwerfprodukt. Mehrere 100 Euro für einen Schrotthaufen. Vorausgesetzt man bekäme die notwendigen Ersatzteile überhaupt noch.”

Aber auch hier ist – dank Corona – ein Sinneswandel festzustellen. Beim Fahrradkauf wird verstärkt auf Qualität geachtet. Die Anforderungen an Funktionalität und Haltbarkeit sind gestiegen. Mit dem Fahrrad will man Einkaufen, Kinder transportieren, den nächsten Urlaub planen; Corona-bedingt in deutschen Landen und vielleicht mit Zelt. “Vor allem Männer!” Anja Berger lacht. “Die Show! Jedes Detail muss stimmen. Die Komponenten werden einzeln zusammengestellt und immer wieder diskutiert. Da geht es um das passende Design, die Vermessung der Sitzposition, aber auch um Details wie die Beschaffenheit der Handgriffe am Lenker oder den Sound der Klingel.”  


Statussymbol Fahrrad

Qualität hat nun mal ihren Preis. Was in der Automobilbranche schon immer eine Selbstverständlichkeit war, ist jetzt auch im Fahrradhandel angekommen. Und auch hier gilt: Man protzt nicht. Wahre Qualität zeigt sich durch Understatement. Die Fahrradbranche in Düsseldorf präsentiert sich in sympathischer Vielfalt. Von dem Ein-Mann-Betrieb auf der Ackerstraße, in dem Rainer Schottke seit 37 Jahren zuverlässig schraubt, dem Düsselrad, wo Jojo Maes auf Hollandräder mit Ballonreifen schwört, Schicke Mütze, dem Laden für Velo-Aficionados, Westside, einem Spezialisten für Rennräder und Mountainbikes, den Traditionalisten von Jung & Volke bis hin zum wirklich großen Rad ab ist alles vertreten. […]


Auch beim Bicycle Doktor auf der Derendorfer Straße wird das Geld zur Hauptsache mit Reparaturen verdient. “Wir sind ein Dienstleistungsbetrieb, und Dienstleistung hat ihren Preis. Unsere Arbeitsstunde kostet 60 Euro,” erklärt Andreas Brossmann selbstbewusst. “Die Leute glauben immer, dass ein Fahrrad keine Folgekosten hat. Nach der Devise: der Kauf war teuer genug, ab jetzt bitte kostenfrei. Das ist leider falsch. Man sollte, zumindest gedanklich, einen Betrag für Wartung und Reparatur zurücklegen. Um eine Zahl zu nennen: 15 Euro monatlich bei 5000 Kilometern pro Jahr; gilt nicht für E-Bikes, die sind deutlich teurer.”


Mehr Platz fürs Fahrrad – dank der Lobby der Fahrradfahrer

“Natürlich hat sich die Situation für Radfahrer verbessert.” Peter Rewald vom Re-Cycler sieht es pragmatisch. “Wer das Gegenteil behauptet, der ist weder vor 30 Jahren, noch vor zehn oder fünf Jahren in Düsseldorf Rad gefahren. Hoch aktuell: Sogar die Paketdienste stehen nicht mehr auf dem Radweg. Sie halten im Fließverkehr daneben.” Peter Rewald ist seit Ewigkeiten Fördermitglied des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub). Eine Selbstverständlichkeit für ihn.

“Der ADFC ist ein politisches Gremium, das im Kontakt mit der Stadt steht, wenn es um Radwegeplanung geht. Er moniert es, wenn bei Großvorhaben oder vorübergehenden Baustellen der Radweg vergessen wird. Er ist maßgeblich beteiligt, wenn es um Umweltspuren geht, um Abstandhalten, um die Rechte der Radler ganz generell.” Das sei ein Job, den er persönlich nicht geschenkt haben wolle. Aber er sei froh, dass das jemand mache. Noch dazu ehrenamtlich. Er lächelt. “Natürlich gibt es solche und solche beim ADFC. Der eine würde am liebsten die gesamte Innenstadt für den Autoverkehr sperren, SUVs die Spiegel abtreten und Falschparker über die Falschparker-App zur Anzeige bringen. Andere dagegen sind eher gemäßigt und arbeiten produktiv mit der Stadt zusammen.” Rewalds Fazit: “Der ADFC ist maßgeblich daran mitbeteiligt, dass heute auch die Leute in Düsseldorf Rad fahren, denen es früher zu gefährlich war. Davon profitiert der Fahrradhandel.”


re-Cycler – Ihr Zweirad-Fachgeschäft in Düsseldorf
ADFC, Juli 2019
Edda Schindler-Matthes

Ein alteingesessener Fahrradladen
re-Cycler ist ein alteingesessener Fahrradladen, seit 1994 in Düsseldorf, also inzwischen 25 Jahre alt, und fast genauso lange - nämlich bereits seit Juni 1995- Fördermitglied des ADFC Düsseldorf. Sein Angebot umfasst zahlreiche Ersatz-, Um- und Anbauteile sowie eine große Anzahl Neu- und Gebrauchträder verschiedener Hersteller. Hochwertige Neuräder der Topmarken Riese und Müller, Patria, Contoura, Maxcycles, I:SY und Tern sowie solide Alltagsräder der Marken Rabeneick, Popal aus Holland, Victoria und Hartje Manufaktur; Kinderräder, Laufräder und Jugendräder von Kokua und Noxon. Seit Anfang dieses Jahres neu bei re-Cycler: Fahrradverkauf mit Ergonomieberatung und individueller Anfertigung.

Das Team
Das Team besteht aus fünf Personen: Peter Rewald, „Chief“, gelernter Zahntechniker, leitet als Techniker und Koordinator das Team und ist Ansprechpartner für Kunden und Mitarbeiter. Seine Frau Petra Rewald, „Boss“, kümmert sich um die Dinge hinter den Kulissen – Werbung, Einkauf, Web. Dazu gehören ferner zwei langjährige Mitarbeiter, die sowohl in der Werkstatt schrauben als auch Kunden im Laden bedienen. Zu Beginn dieses Jahres ist Herr Just Teil des re-Cycler-Teams geworden; er ist ausschließlich in dem Bereich Ergonomieberatung und individuelle Anfertigung tätig.

Patria – Bauen nach Maß und Fahren mit Spaß.
Und der „Fahrradflüsterer“
So wird Herr Just auf der homepage von re-Cycler vorgestellt. Thomas Just führte bis September letzten Jahres gemeinsam mit seiner Frau den Fahrradladen Zweirad Just in Unterrath. Nach 35 Jahren Fahrradladen – der Laden in Unterrath war sein dritter, stets wurden die Läden nur mit der Familie geführt – mussten sie aus gesundheitlichen Gründen schließen. In den letzten Jahren hatte Just sich auf maßgeschneiderte Räder konzentriert, im Wesentlichen Kunden mit individuellen Wünschen beraten, dabei mit dem Hersteller Patria zusammengearbeitet. Leider zeigte trotz Unterstützung der Handwerkskammer die ein Jahr dauernde Suche nach einem passenden Nachfolger keinen Erfolg, trotz guter Zahlen des Laden - das vorletzte Jahr vor der Schließung war vom Umsatz her das zweitstärkste Jahr -,  und obwohl der Übernahme-Kandidat nur die Ware zum Einkaufspreis hätte bezahlen müssen. Glücklicherweise entschloss sich Herr Rewald, alter Kollege und Freund von Herrn Just, mit seinem Fahrradgeschäft re-Cycler die Marke Zweirad Just zu übernehmen. Die restlichen Patria- und I:SY- Räder übernahm re-Cycler, per Handschlag – ohne Vertrag – wurde auch der Einsatz von Herrn Just im Fahrradladen re-Cycler beschlossen. Inzwischen ist die Einarbeitungsphase von Herrn Just lange vorbei. Er ist unverändert Dienstags Nachmittag und Mittwoch im Einsatz, ausschließlich für individuelle maßgeschneiderte Fahrräder. In vielen Jahren erworbenes Wissen und gewonnene Erfahrung gehen so nicht verloren, sondern werden beim re-Cycler eingesetzt und weitergegeben.
Die Konfiguration eines individuell zusammengestellten Fahrrades erfordert natürlich  Zeit. Eine solche Beratung dauert üblicherweise drei Stunden. Deshalb geschieht dies in der Regel nur nach Terminvereinbarung. Herr Just führt diese Termine durch, soweit irgend möglich gemeinsam mit Herrn Rewald.

Das Fahrrad dem Menschen anpassen.
Von Patria werden Fahrräder individuell hergestellt, hierbei kann auch auf die Rahmengeometrie Einfluss genommen werden. Die Fahrräder sind folglich an den Körperbau angepasst und ergonomisch richtig. Um die für den jeweiligen Kunden erforderlichen Maße und optimalen Winkel und Abstände zu ermitteln, wird ein Ergonomie-Messgerät mit dem Namen Velochecker eingesetzt, den es im Übrigen schon seit 25 Jahren gibt. Bei ihm können die Positionen von Sitzfläche, Lenker und Pedalen zueinander horizontal wie vertikal in einem weiten Rahmen variiert und sogar auch die Länge der Pedalkurbeln verändert werden. Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse kann dann entweder ein vorhandenes Rad – in den Grenzen, die das Rad ermöglicht – für den Kunden optimiert werden, oder der Kunde lässt sich ein maßgeschneidertes Rad anfertigen.
Neben dem Velochecker als Werkzeug hilft bei der ergonomisch korrekten Anpassung des Fahrrades an  seinen Fahrer ein über viele Jahre gesammeltes Wissen. Manches Detail fällt auch am Velochecker vielleicht nicht so schnell auf, wohl aber durch viel Erfahrung. Beispielsweise war bei re-Cycler letztens ein Kunde mit drei Zentimeter Unterschied in der Armlänge der beiden Arme. Sofort erkannt wurde der Velochecker darauf eingestellt, der Kunde merkte unmittelbar den Unterschied zu seiner bisherigen Haltung auf dem Fahrrad. Denn: Bei der Ergonomieberatung geht es nicht nur um das Rad, sondern vor allem auch um den Fahrer und seine Haltung auf dem Rad.
Ich durfte den Velochecker selber ausprobieren. Zunächst brachte Herr Just mich absichtlich in die völlig falsche Position: Ellenbogen durchgedrückt, Schulter angespannt statt locker, Handgelenke angeknickt,  Rücken krumm. Dann radelte ich auf dem  so eingestellten Velochecker. Es war schon etwas schwierig, auf die gewünschten 20 Stundenkilometer zu kommen. Kann ich mir vorstellen, so nach Kaiserswerth zu radeln? Eher nicht. Dann veränderte Herr Just mit wenigen Griffen den Velochecker: Sitzhöhe und –winkel, Rahmenlänge, Austausch des Lenkers und Lenkerhöhe, bis die richtige Sitzposition erreicht war.  Nun fühlte ich mich beim Radeln wohler, konnte mir schon vorstellen, so Kaiserswerth zu erreichen. Aber in gut fünf, vielleicht zehn Minuten lässt sich natürlich nicht die optimale Einstellung für mich ermitteln. Gleichwohl, nach den wenigen Veränderungen in der Einstellung des Velocheckers konnte ich trotz der Kürze der Zeit bereits ein ganz anderes Fahrgefühl wahrnehmen.

Kunden
Heute – aber auch schon in den letzten Jahren in Unterrath - kommen vermehrt gut vorbereitete Kunden, die schon mit leuchtenden Augen den Laden betreten. Kunden mit individuellen Wünschen, die bereit sind, mehr für ihr Rad auszugeben, dabei aber großen Wert auf kompetente Beratung legen. Ein Beispiel aus Unterrath: „Ein Sportler verlor bei einem Unfall seinen linken Arm, trotzdem wollte er ein Rad haben, mit dem er ADFC-Fahrradtouren anführen und wieder über die Alpen fahren kann. Wir haben es ihm gebaut.“  Der Sportler erfüllte sich dann tatsächlich seinen großen Traum mit dem  individuellen Just-Rad. Herr Just erzählt viele solcher Geschichten von glücklichen Fahrradkunden, von vielen besonderen Rädern. Wer Lust hat kann diese auf der Webseite ergebnisgrinsen nachlesen.

Berufsehre
Als Selbständiger muss man Geld verdienen,  das Kaufmännische im Hintergrund haben – aber es geht nicht in erster Linie ums Geld. Vielleicht, so Herr Just, sind wir Relikte einer vergangenen Zeit: Räder verkaufen mit dem Gefühl, dass Händler und Kunde zufrieden sind. Auf der homepage vom re-Cycler heißt es ähnlich zum individuellem Rad: „Doch dann, ungeduldig erwartet, kommt der entscheidende Tag, die erste Probefahrt und … werden die Erwartungen erfüllt? Fast sehnsüchtig schauen wir dem Kunden entgegen. Haben wir es gemeinsam getroffen? Wir alle sind gespannt. Und dann kommt einem so ein Ergebnis-Grinsen-Gesicht entgegen. Das Gefühl des Fahrers macht sich auch bei uns breit. Wir sind zufrieden, denn darum geht es uns allen doch … oder?“
Sein Fahrrad mit einem Grinsen in Empfang nehmen – so ist bei Herrn Just der Name für die Webseite 'Ergebnis–Grinsen' entstanden. Eine ähnliche Haltung gibt ein Schild mit einem Spruch aus dem 19. Jahrhundert, das im Laden über der Theke hängt, wieder:  (Schild, Foto)

Radfahren im Alltag
Auch hier sind Herr Rewald und Herr Just sich einig: Alltags-Radfahren sei bewusstes Radfahren. Wichtig sei, den Mitfahrern im Verkehr klare Zeichen zu geben, was man wolle. Herr Just: „Ich fahre sicher in der Stadt, obwohl ich sehr schnell bin.“ Voraussetzung für sicheres Fahren im Stadtverkehr sei neben guten Rädern ein gutes und sicheres Miteinander, ohne Aggressivität.  Und: Respekt ist die Voraussetzung für ein gutes und sicheres Miteinander. Respektvolles Miteinander bedeute, sich ineinander hinein zu versetzen. Nicht, stur auf seinem Recht zu beharren. Die Holländer seien uns weit voraus, was die Fahrradkultur betrifft; hier sei die Selbstregulation viel größer, es gebe viele ungeschriebene Gesetze. „Bei Stadtführungen wird selbstverständlich darauf hingewiesen, nicht auf den Radweg zu treten.“

Was noch fehlt: der ADFC
re-Cycler ist als junger Fahrradladen bereits im Juni 1995 Fördermitglied des ADFC geworden. Auch Zweirad Just war eines der ersten Fördermitglieder. Beide sind sich einig: Es ist gut, dass es den ADFC gibt.  Die Ziele sind grundsätzlich gut. Herr Rewald: „Ohne den ADFC wären wir nicht da, wo wir heute sind, was die Belange der Radfahrer betrifft.“
Die einzelnen Radfahrer sehen die beiden kritischer. Diese seien zu rechthaberisch, vielleicht zu militaristisch – es gehe nicht um Autofahrer gegen Radfahrer, Radfahrer ihrerseits genauso gegen Autofahrer und gegen Fußgänger. Wichtig sei ein respektvolles Miteinander. Beide finden Fahrsicherheitstraining sinnvoll, vielleicht sollte der ADFC sich da mehr engagieren. Jeder Motorradfahrer führe Sicherheitstrainings durch, Herr Rewald und Herr Just fahren beide nicht nur begeistert Fahrrad, sondern auch Motorrad. Herr Just ist selber auch als Motorradlehrer tätig. Und: Mit den Fähigkeiten für 12 Stundenkilometer kann man nicht 25 und mehr fahren. Unfälle mit Pedelec-Fahrern kommen daher, dass man mit dem Pedelec leicht zu schnell für sein Fahrvermögen fahre.
 
Mein Eindruck im Gespräch mit beiden
Zwei auf einer Wellenlänge. Der eine: Wir sind Fahrrad (Spruch auf großflächigen Schaufensterplakaten bei Zweirad Just), der andere: Unsere Arbeit ist unsere Leidenschaft (Webseite re-cycler). Zwei alte Hasen mit derselben Leidenschaft, Menschen mit Genuss und Spaß aufs Rad zu bringen.

Weitere Informationen: wwww.re-cycler.de und www.ergebnisgrinsen.de

re-Cycler: Positives Fazit über „Maßräder“ von Patria
Special-E, Juli 2019

Nachdem der Fachhändler re-Cycler aus Düsseldorf im Herbst 2018 Patria als neue Marke aufgenommen hat, kann Inhaber Peter Rewald nun ein überaus positives Fazit ziehen: „Ich bin wirklich sehr angetan. Die Bikes sind zwar etwas teurer, aber man bekommt ein Rad fürs Leben, mit dem man zunehmend im positiven Sinne verwächst.“ Insbesondere Viel- und Tourenfahrern empfiehlt er die Investition.
Patria biete quasi den Maßanzug unter den Fahrrädern und E-Bikes. Der sogenannte Velochecker ermögliche eine millimetergenaue Abstimmung aller Komponenten auf den jeweiligen Fahrer. „Mehr Ergonomie geht nicht“, so Rewald. „Wir simulieren auch schon mal die Maße des altes Fahrrades, um die Unterschiede zu verdeutlichen.“
Sieben verschieden sportliche und geländetaugliche Modellreihen des Bielefelder Herstellers, der seine Ursprünge ebenfalls in Solingen hat, sind beim re-Cycler vorrätig: Ranger, Dublin, Delta, Touros, Trondheim, Helios und Terra. Die letzten drei kommen ohne Motor, alle anderen sind optional mit einem Shimano-Steps-Mittelmotor oder einen Neodrive-Heckmotor ausgestattet. Jedes Modell gibt es in fünf Konfektionierungen. „Das kann schon mal zu 90 Prozent passen“; Rewald empfiehlt dennoch die Maßanfertigung, um tatsächlich auf 100 Prozent Passgenauigkeit zu kommen. Der Aufpreis von 300 Euro dafür falle nicht mehr so stark ins Gewicht und lohne sich.
Mit Thomas Just hat Rewald seit Oktober einen erfahrenden Experten für Patria und die ergonomische Bike-Anpassung im Team. Just hatte sein eigenes Fachgeschäft zuvor, nach rund 35 Jahren, aufgeben und bringt seine Kompetenzen seither beim re-Cycler ein (Speciel-E berichtete).


Flicken oder den Fachmann fragen?
NRZ, Mai 2007

Freizeit. Was kann der Laie an senem Fahrrad selbst reparieren, was sollte er dem Profi überlassen – die NRZ hakt nach.
Julia Killet


Das Auto kann stehen bleiben, auf überfüllte Busse und Bahnen kann man verzichten. Das Wetter lädt zum Radeln ein. Holt man das Fahrrad aber aus dem Keller, erwartet einen meistens eine unangenehme Überraschung: Ein Platter am Hinter- oder Vorderrad, rostige Ketten oder lockere Speichen. Was können Laien reparieren und was soll dem Profi überlassen werden? Die NRZ sprach mit Zweiradmechaniker Peter Rewald von „re-Cycler“.
„Die Beleuchtung in Stand zu setzen ist einfach, dafür muss der Otto-Normal-Radler kein Elektriker sein“, sagt Rewald. Meistens reicht es, wenn neue Glühbirnen eingesetzt oder die Kabel überprüft werden. Dabei muss die Verbindung zum Plus- und Minuspol beachtet werden. Sicherer sei es allerdings, ein Standrücklicht montieren zu lassen. Wenn der Fahrer an einer roten Ampel steht, bleibt die Lampe an, während eine Dynamo-Beleuchtung aus geht. Die Umrüstungskosten für Rück- und Vorderlicht kosten bei „re-Cycler“ rund 60 Euro.

Die Füße müssen auf den Boden
Gerade bei Kinderrädern muss häufig der Sattel und der Lenker nachgestellt werden. Die Faustregel: Der Radler sitzt bequem auf dem Sitz und berührt mit dem Fußballen den Boden. Dabei muss ein Winkel von fünf bis zehn Grad im Kniegelenk sein. „Für das Verstellen braucht man meist einen Dreizehner Sechskant-Schlüssel“, erklärt der Händler. Der Lenker kann je nach Belieben eingestellt werden.
„Einen Platten zu reparieren ist eigentlich einfach, kommt jedoch ganz auf den Fahrrad-Typ an“, versichert Rewald. Wenn ein neuer Schlauch eingesetzt wierd, muss darauf geachtet werden, dass er nicht zwischen Mantel, Felgenrand und Kantendraht eingequetscht wird. „Flicken ist natürlich auch möglich, aber meist nicht so effektiv“, sagt er. Kosten für einen neuen Schlauch und Mantel: rund 45 Euro.
Die Kette sollte regelmäßig gereinigt und geölt werden, um Rost zu vermeiden. Bei groben Verschmutzungen rät der Fachmann, mit einer Drahtbürste und Wasser zu reinigen. „Viele Ketten sind vernietet, da stößt der Hobby-Handwerker an seine Grenzen“, sagt Rewald. Ähnlich kompliziert wird es bei Problemen mit dem Tretlager, den Bremsen und der Schaltung. „Hierfür wir spezielles Werkzeug benötigt, wenn es der Laie trotzdem probiert, entsteht oft eine größerer Schaden als vorher“, erklärt der Experte.

Frühjahrscheck für 40 Euro

Auch bei der berümten „Acht“ im Reifen ist Vorsicht geboten. Ist die Felge eingedrückt, kann häufig nichts mehr gerettet werden. Lockere Speichen können mit einem Seitenspannschlüssel nachgezogen werden. Dabei muss sehr präzise vorgegangen werden. „Mit unserem Zentrierständer geht das ohnehin viel schneller und genauer“, meint der Fachmann. Am besten ist es, das Fahrrad vor dem Saisonstart zu einem kompletten Frühjahrscheck (ab 40 Euro bei re-Cycler) in die Werkstatt zu bringen. Ist alles in Ordnung, kann’s losgehen.


Dank Stehvermögen fest im Sattel
NRZ, März 2004

Fahrräder
Peter Rewald setzt in seinem "re-Cycler" auf den Rundum-Service und feiert jetzt das zehnjährige Bestehen.



Düsseltal

Hat der kleine Laden an der Ecke noch eine Chance zu überleben? Ist er im Wettkampf mit den großen Ketten konkurrenzfähig? Mit ihrer Serie will die NRZ kleine, Inhaber geführte Geschäfte vorstellen, die sich im Wettstreit mit mächtiger Konkurrenz behaupten - und die letztendlich für die Lebensqualität in einem Viertel unersetzlich sind, damit es nicht in der Anonymität versinkt.



Die Sprache der Kunden

Peter Rewald beherrscht Englisch, Italienisch und Russisch. "Doch die wichtigste ist die Sprache der Kunden", betont er vor seinem Laden an der Herderstraße und krault sich den Schnäuzer. Mit langer Mähne und Hard-Rock-Cafe-Pullover wirkt er zunächst eher wie ein Verkäufer in einem flippig-antiquierten Plattenladen, der alte Vinyl-Scheiben von Deep Purple im Regal hat. Und das Rad hat der 47-jährige auch nicht neu erfunden. Doch er weiß bestens, wie es an den Kunden zu bringen ist. Der "re-Cycler" hat sich mittlerweile in der Speichen- und Pedal-Branche einen guten Namen erarbeitet. Kunden aus ganz NRW suchen bei Peter Rewald Rat zum Rad.
Und das seit fast genau zehn Jahren. Am 1. April, kein Scherz, feiert er das kleine Jubiläum - und blickt auf harte Anfangszeiten zurück. Zweiräder haben ihn schon immer fasziniert, früher aber eher die mototrisierten. Der gewiefte Tüftler und gelernte Zahntechniker hatte irgendwann keine Lust mehr, fremder Leute Zahnersatz zu zimmern. 1994 wagt er gemeinsam mit einem Freund das Abenteuer Selbstständigkeit. Die Idee: Als erste in Düsseldorf bot das Duo gleichzeitig den An- und Verkauf von Rädern an.
 Sie schalteten jede Menge Werbeanzeigen, doch der Kundenstrom im "re-Cycler" blieb aus. Der Partner fürchtete den geschäftlichen Plattfuß und sagte adieu. Rewald dagegen bewies Steherqualitäten und sitzt jetzt fest im Sattel. "Inzwischen kann ich von dem Laden leben", sagt er lächelnd.
 Sein Erfolgsrezept "Du musst zuhören können und richtig beraten. Dann kommen die Leute wieder." Folglich lauscht er der Kundenschar - bunt gemischt zwischen sieben und 70 Jahren, ob die Pedaleure Spazierfahrten, Bergtouren oder Renntempo bevorzugen. Mountain-Bikes, Trekking- und leicht verstaubare Faltvehikel sind zurzeit die Renner. Aber auch die Hollandräder (ab 180 Euro) mit solider Dreigang-Schaltung kommen wider in Mode.



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